... erstmal nur der Text - die Bilder sind noch in Arbeit

Alltag in Samoa

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Die klassische samoanische Behausung besteht aus mehreren Häusern. Statt Zimmern, denn die gab es früher nicht. Mindestens vier einzelne Fales (Häuser) sind dies:

1. das Fale Tele, die "gute Stube". Klassisch ein großer Rundbau, heute meistens oval oder rechteckig. Wenn möbliert, dann mit Stühlen, ringsum an den Pfosten oder Wänden, je nach Bauweise. Keine Tische, höchstens kleine Tischchen, neben den Stühlen. Die Mitte des Raumes ist frei.

Das Fale Tele ist nach traditioneller Weise das Haus für Zeremonien sowie für wichtige oder nicht zur Familie gehörende Gäste. Im Familienalltag wurde es traditionellerweise nicht genutzt. Heutzutage geschieht dies aber öfter doch, dann von den Ältesten und Ranghöchsten der Familie, zusammen mit den ganz kleinen Kindern. Man sitzt und liegt zusammen auf dem mit Matten bedeckten Boden, in der Mitte des Raumes; die Stühle am Rande bleiben leer. Und immer häufiger sind an einer Seite des Hauses auch zwei Schlafzimmer an- oder eingebaut.

2. das Faleo'o, wo man wirklich wohnt, auf jeden Fall die vielen Familienmitglieder ohne Titelrang. In der Mitte lange Sitzbänke um einen großen Tisch, an dem gegessen wird. An den Seiten kleine Schränke, Kommoden und Truhen, in denen die wenigen Habseligkeiten verstaut sind. Große Familien haben mehrere Faleo'os - dann mindestens eines für die Erwachsenen sowie die Mädchen, und eines für die unverheirateten Männer, ab etwa 14 Jahren.

3. das Fale Umu, die Küche. Da in der Regel über offenem Feuer oder im Erdofen gekocht wird, ist die Küche ein relativ großes Gebäude. In der Mitte die Grube für den Erdofen, mit vielen Steinen drauf, daneben die Feuerstelle oder der Kerosinofen. Elektroherde sind ungebräuchlich, außer in den großen Steinhäusern wohlhabenderer Familien.

4. das Fale Uila - die Toilette. Fale Uila bedeutet "Generatorenhaus", als schamhafte Umschreibung, wegen der Ähnlichkeit im Baustil. Klassisches Plumpsklo, in deutscher Anschauung, nur ohne Herzchen in der Tür. Da es außerhalb Zentral-Apias keine Kanalisation gibt, wird einfach eine tiefe Grube gegraben und das Häuschen darüber gestellt. Ist die Grube zu voll, wird Erde drüber geschaufelt, ein neues Loch ausgehoben und das Klo versetzt. Fertig.

Traditionell sind die Häuser offen nach allen Seiten. Der Fußboden bedeckt mit kleinen Steinen, heute meistens ein Bretterboden oder eine Betonplatte, ein pflegeleichter Plastik-Bodenbelag noch darauf. Darum herum im Abstand von etwa einem Meter die Holzpfosten. Ein Dachgebälk, traditionell gedeckt mit Palmstrohmatten, heute meistens mit Wellblech. Keine Wände, dafür Strohmatten oder Plastikplanen, unter dem Dachrand zusammen gerollt, die bei Regen herab gelassen werden.

Wer es sich leisten kann, baut sein Haus geschlossen, früher immer aus Holz, wie in Neuseeland, heute fast überall aus Steinen. Große Fenster, wegen der Belüftung. Selten Gardinen, sehr selten ... Als Erstes wird das Fale Tele in dieser Weise errichtet, manchmal auch das Faleo'o für die Erwachsenen und die Frauen. Das Faleo'o für die jungen Männer fast nie, die Küche sowieso nicht. Langsam setzt sich aber durch, das Fale Uila aus Stein zu bauen, gar zu verfliesen, wegen der Hygiene.

Sie vermissen die Dusche? Die ist fast überall unter freiem Himmel - das Wasserrohr hochgebunden an einem Pfosten, Wasserhahn dran - fertig. Eine Grube, mit Steinen oder einer Betonplatte als Boden, gibt es häufig auch darunter, denn die Dusche ist fast immer auch Waschplatz für Geschirr und Kleidung, oft die einzige Wasserstelle der Familie überhaupt. Geduscht wird in Bekleidung, mit kunstvollen Verrenkungen, wenn nicht gerade eine mondlose Nacht ist oder der Duschplatz mit hohen Büschen als Sichtschutz umgeben. Aber selbst dann siegt meistens die Schamhaftigkeit.

Wer sich sein Fale Uila aus Stein baut, setzt meistens noch einen weiteren Raum für die Dusche dran - es ist eben doch praktischer.

Die Steinbauten an Stelle der Holzhäuser werden heute stark propagiert, wegen der Sicherheit bei Hurricans, den tropischen Wirbelstürmen. 1990 und 1992 wurde Samoa zuletzt heimgesucht, mit verheerenden Folgen. Traditionelle Fales wehten einfach weg - waren aber wenigstens schnell wieder aufzubauen. Steinhäuser blieben stehen, höchstens das Dach war weg oder abgedeckt. Die Holzhäuser (aus Holzrahmen, mit Brettern als Wände) waren aber meist völlig zerstört und nur mit ziemlichem Aufwand wieder neu zu errichten. Die Erkenntnis aus dieser Erfahrung war, dass die neuseeländische Bauweise für Samoa nicht taugt - in Neuseeland gibt es keine Hurricans. Also klassiches Fale oder eben Steinhaus. Die Dächer mit Stahlbändern verstärkt, nach australischem Standard.