... erstmal nur der Text - die Bilder sind noch in Arbeit

Die Samoaner - heute

An die 98 Prozent der Einwohner Samoas sind Samoaner, leben meist im traditionellen Familienverband, sprechen Samoanisch und folgen den Regeln und Traditionen der samoanischen Kultur. Die 3.000 bis 4.000 Ausländer kommen zumeist aus anderen pazifischen Ländern, vor allem Fidschi. Etwa 1.000 "Europäer" gibt es hier - vor allem aus Neuseeland, Australien und den USA. Und etwa 50 Deutsche, die auf Dauer hier leben.

Rund 500.000 Samoaner und Halb-Samoaner mag es heute insgesamt geben auf der Welt - einmal grob geschätzt. Davon lebt eine Hälfte auf Samoa, die andere Hälfte außerhalb - in Neuseeland (mehr als 100.000), den USA, Australien und anderswo. In Deutschland sind es höchstens um die 100 Samoanerinnen und Samoaner, in ganz Europa sicher nicht mehr als 1.000.

Eine halbe Million Leute, mehr nicht. Die Stadt Bremen hat etwa so viele Einwohner. Nichts gegen Bremen, wirklich nicht (ich selbst bin Bremer und das mit Stolz!), aber Samoa ist wohl doch etwas bekannter in der Welt ... Woran das liegt? Samoaner sind so eingenommen von sich, dass es einen wirklich grausen oder auch ängstigen könnte, wenn sie denn ein großes Volk wären. Da sie es aber nicht sind, sondern eben nur eine halbe Million Leute, dazu noch etwas verstreut in der Welt, wirkt es eher sympathisch als beängstigend. Kulturelle Selbstverteidigung ist das, sonst nichts.

Wo immer sie auch sind in der Welt - Samoaner gehören zusammen, fühlen sich als Teil eines Ganzen. Samoa ist weit mehr als ein Land, vor allem aber weit mehr als ein Staat. Wenn man als Deutscher in Samoa lebt, fällt einem das sehr auf. Nichts vom preußischen Staatsbegriff, aber wirklich nicht. Nicht einmal unbedingt "Nationalität". Sehr viele Samoaner haben inzwischen Pässe fremder Länder. Aber niemals kämen sie auf die Idee, sich deshalb nicht mehr als Samoaner zu fühlen.

Doppelpaß? Nein, die Samoaner lösen das viel eleganter, kämen im Traume nicht auf die Idee, solch' merkwürdige Diskussionen zu führen. Laß den auswärtigen Samoaner doch ruhig einen ausländischen Paß haben, wenn es ihm dort nützt, wo er oder sie lebt. In diesen Paß kommt dann ein Stempel "Der Inhaber ist berechtigt, die Privilegien eines samoanischen Staatsbürgers in Anspruch zu nehmen, vor allem in Bezug auf Einreisebestimmungen". Und schon braucht er oder sie kein Visum mehr, wenn die Eltern hier in Samoa besucht werden. Und niemand interessiert sich dafür, ob und wie lange er oder sie hier bleiben. Dahinter steht, fein wahrgenommen, die Tatsache, dass der Paßinhaber ja jederzeit das Recht hätte, zur hiesigen Paßbehörde zu gehen und sich einen samoanischen Paß geben zu lassen. Allerdings müßte er auch hier dann seinen ausländischen Paß abgeben. Das brächte ihm aber Nachteile, also verzichtet man darauf, macht statt dessen lieber den Stempel rein. Man sorgt eben für seine Leute, sorgt sich um sie, als samoanischer Staat. Da geht es nicht um Prinzipien. Da geht es um das Wohl der Leute, um Landsleute.

Wäre doch auch eine elegante Lösung für die Doppelpaß-Frage, oder? Türkischer Paß mit deutschem Stempel drin "Inhaber des Passes wird wie ein Deutscher behandelt!" Oder umgekehrt. Kommt gar keiner drauf, wetten?

Samoaner ist man übrigens, wenn man hier im Land geboren ist, egal, wer die Eltern sind. Oder man ist Kind wenigstens eines samoanischen Elternteils (Großeltern reicht nicht), dann ist es egal, wo man geboren ist. Sehr einfach und realistisch, das Ganze. Wirklich "rein rassige" Samoaner mag es nur noch wenige geben. Denn kaum jemand hat nicht wenigstens einen Europäer unter seinen Vorfahren, wobei man wissen muß, das Samoa zu Zeiten der Missionierung, im 19. Jahrhundert, nicht mehr als vielleicht 30.000 Einwohner hatte. Und der reichliche Zustrom an Seefahrern und Siedlern, die hier mehr oder weniger lange Station machten, brachte auch so manchen Nachwuchs mit sich. Dazu kommen die Nachfahren von "Kontraktsklaven", chinesischen Kulis oder aus den Salomom-Inseln verschleppten Melanesiern, die von den deutschen Kolonialherren als Arbeitskräfte ins Land gebracht worden waren.

Wirklich wichtig ist das nicht. Wichtig war nur, dass die Fremden und ihre Nachfahren integriert wurden in die Familien, Sippen und Dörfer, in die samoanische Kultur. Und so sehen Sie heute Samoaner weißer Hautfarbe oder erkennbar chinesischer Herkunft, die wirklich ganz und gar Samoaner sind.

Samoaner fühlen sich nicht als "Staatsbürger" im preußischen Sinne - der Staat ist allemal für sie da, nicht umgekehrt. Als "Nation" im europäischen Sinne wohl auch nicht - da sind das Heimatdorf und die Herkunftsfamilie weit wichtiger. Aber als ein Volk fühlen sich die Samoaner, dies ist ganz gewiß.

Das drückt Kultur aus, Identität, eine gemeinsame Basis an Wissen und Verhaltensweisen, die allen Samoanern eigen ist - oder wenigstens bekannt - wo immer sie auch leben. Und so ist es auch. Wo immer in der Welt Samoaner zusammen treffen, passieren bestimmte Dinge ganz wie von selbst. Kleinigkeiten, kaum zu beschreiben, gar nicht auffallend oder irgendwie besonders im Einzelnen. Nur im Ganzen.

Wer mehr darüber wissen will, kann es nachlesen in einem kleinen Bericht über "Samoaner treffen sich ...", 1996 in Deutschland, als wir noch dort lebten.