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Matais heute

Ein sehr differenziertes System, ausgefeilt über Jahrtausende. Und sehr beständig auch in heutiger Zeit. Westlicher Einfluß und wirtschaftliche Entwicklung haben daran nur in begrenztem Maße etwas ändern können. Im Gegenteil - sie werden integriert und verändern das Matai-System von innen her, ohne es aber in seiner Substanz zu gefährden.

Matai zu sein, ist auch heute noch erstrebenswert in Samoa, auch, vielleicht sogar gerade auch, für erfolgreiche Geschäftsleute und gut ausgebildete Beamte und Angestellte. Einen Mataititel zu haben, dokumentiert Ansehen und Anerkennung durch die eigene Familie. Und wer ist man denn schon, wenn nicht einmal die eigene Familie einen für würdig hält, wenigstens einen der "kleinen" Titel zu bekommen? Geschweige denn einen der hohen, mit besonderem Ansehen.

Und so dient und gibt auch der ansonsten rundum erfolgreiche Geschäftsmann und Anwalt seiner Familie nach Kräften, obwohl er es nach westliche Maßstäben eigentlich gar nicht "nötig hätte". Wirtschaftlich nützt es ihm jedenfalls nicht unbedingt etwas. Aber gesellschaftlich - wo er trotz allen Erfolges wirklich ein "Niemand" wäre, wenn er keinen Matainamen hätte. Vorsitzender der Anwalts- oder Ärztevereinigung werden, auch nur Vorstandsmitglied, einen höheren Posten in Regierung oder Verwaltung, gar ins Parlament gewählt werden - alles völlig undenkbar ohne Titel als Matai, egal, wie gut die Qualifikation ansonsten sein mag. Man würde einfach nicht für "voll genommen" ohne Mataititel.

Aber auch wer dies alles nicht hat, Geld oder Bildung, sondern "nur" fleißig und aufopfernd seiner Familie dient, ganz alltäglich, wird geehrt, sein Einsatz mit dem Matai-Namen gewürdigt.

So ist das Matai-System in den heutigen Zeiten des Umbruchs und Wertewandels in Samoa ein sehr ausgleichendes und den sozialen Frieden stabilisierendes Element geworden. "Alte" und "neue" Werte und Leistungen werden in gleicher Weise anerkannt, führen zu Respekt und Ansehen in der samoanischen Gesellschaft, über den Mataititel.

Der Titel sichert Respekt und dies wird sorgsam beachtet, vor allem wenn es um besonders angesehene, gerade ältere Matais und deren Familien geht. Und mag er keinen Sene in der Tasche haben, zu Fuß vom Dorf gekommen sein, in einfachster Kleidung - jeder Matai wird in jedes Ministerbüro eingelassen, in jedem Umfeld mit Ehrerbietung und Respekt behandelt.

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