Auswandern - ja oder nein?

Das kann und muss sich jeder selbst fragen und beantworten. Manche tun es und sind begeistert, andere scheitern und kehren reumütig zurück. Der STERN-Bericht zeigte eher die Erfolgsstorys, aber der Erfolg ist beileibe nicht garantiert.

Ein paar Dinge sollte man sich allerdings überlegen:

1. Sie wollen irgendwo EINwandern, darum geht es. Nur darum. Denn das wäre die Zukunft - was Sie hinter sich lassen, interessiert selbst Sie nach ein paar Monaten schon nicht mehr.

2. Also ist die Frage eigentlich nicht "Will ich aus Deutschland weg?", sondern "Will ich nach Neuseeland / Australien / Kanada / Samoa? Werde ich da zufriedener sein als jetzt in Deutschland? Oder wenigstens nicht unzufriedener."

3. Das können nur Sie selbst heraus finden und beurteilen. Und auch nur dort, wo Sie hinwollen, niemals theoretisch, sondern nur praktisch! Niemand sollte alle Brücken hinter sich abbrechen und ohne Rückfahrkarte in ein Land gehen, das er nicht kennt, wo er noch nie gewesen ist.

Das ist nur anders in Zeiten echter Not oder als Flucht vor wirklich unerträglichen Zuständen. "Etwas Besseres als in Tod finde ich überall", sagt der Esel im Märchen von den Bremer Stadtmusikanten. Okay, aber Sie sind als Deutsche weit, weit, weit entfernt von der Not eines Asyl Suchenden ...

Denn eins ist klar: In kaum einem anderen Land der Welt geht es einem so gut wie in Deutschland, wenn es einem schlecht geht, wirtschaftlich gesehen. Auch nach den anstehenden Kürzungen wird das deutsche Sozialhilfeniveau immer noch weit über dem liegen, was anderswo üblich ist.

4. Woanders einwandern sollten Sie also nur dann, wenn Sie einigermaßen sicher sind, dort auch eine solide wirtschaftliche Basis finden zu können. Weil Sie was können, eine gute Ausbildung haben, viel Erfahrung auch, vielseitig sind, auch bisher erfolgreich waren.

In diesem Fall stehen die Chancen recht gut, dass Sie auch anderswo erfolgreich sein könnten, möglicherweise auch noch erfolgreicher als bisher. Denn anderswo gibt es doch meistens viel weniger Hürden, die Ihrer Entfaltung im Wege stehen, weniger und unkompliziertere Vorschriften und Bürokratie.

5. Wenn Sie von vornherein damit rechnen müssen, anderswo auf Sozialhilfe oder so etwas angewiesen zu sein - dann bleiben Sie besser in Deutschland. Woanders gibt es, wenn überhaupt, meist nur das nackte Existenzminimum und das ist reichlich wenig.

6. Glauben Sie es mir - in Deutschland sind sie ziemlich verwöhnt ... Es gibt immer alles in Deutschland, alles ist geordnet und geregelt, Strom, Wasser, Telefon, Bus - alles funktioniert, die gesundheitliche Versorgung und das soziale Netz sind unvergleichbar besser als nahezu überall in der Welt.  Das ist anderswo oft anders, lesen Sie mal unter
  http://onenews.nzoom.com/onenews_detail/0,1227,189481-1-7,00.html
was in Neuseeland passieren kann (keine Sorge, der Mann kriegt auch weiter seine Dialyse).

Nachdenklich geworden? Gut! Denn woanders einzuwandern, erfordert Mut und Selbstvertrauen, Realismus, Geduld und Hartnäckigkeit, die Bereitschaft, im Zweifelsfalle auch viel einfacher zu leben als bisher, mit viel weniger Komfort. Denn was Sie in Deutschland im Sperrmüll und in der Altkleidersammlung finden, sind anderswo schon fast Luxusdinge ...

Eines noch: Gerade im Ausland kommt es besonders darauf an, mehrere Eisen im Feuer, mehrere Standbeine zu haben. Man soll nicht alle Eier in einen Korb tun, sagen die Amerikaner und sie haben Recht. Mehrere Jobs, wenigstens einen Nebenjob in einer anderen Branche, Ehepartner, die ganz verschiedene Tätigkeiten haben, eine Reservequelle an Einnahmen in Deutschland gelassen, ein vermietetes Haus beispielsweise - all so etwas sind oftmals rettende Anker, die wenigstens die Existenz sichern.

Denn dafür, für seine eigene Existenz, ist man im Ausland, fast überall, dann wirklich selbst und ganz allein verantwortlich. Eine Herausforderung, aber eben auch ein Risiko.

Zweite Herausforderung: die Fremde. "Ja, toll" - werden manche denken. Aber es ist auf Dauer eben doch manchmal recht mühsam, allein nur tagaus, tagein in einer fremden Sprache reden zu müssen - die man, trotz aller Vorkenntnisse und Gewöhnung, eben doch nie so richtig beherrscht, wie man seine deutsche Muttersprache beherrscht. Anstrengend ist das, wirklich.

Viele "lösen"dies Problem, indem sie ein Ghetto bilden, sich praktisch nur mit anderen Deutschen umgeben. Entspannend - aber mal ehrlich: wenn ich Deutsche treffen will, dann kann ich auch in Deutschland bleiben - da gibt es wirklich viele davon.

Denn "andere Länder, andere Sitten" und die sind oft fremder, als sie einem auf den ersten Blick erscheinen mögen. Umgangsformen, Einstellungen und die ganzen kleinen Regeln und Rituale müssen erst einmal gelernt werden. Und dann staunt man, wie "anders" die Völker beispielsweise der englischen Welt sind, ob nun in den USA, in Kanada, Australien oder Neuseeland.

Unser Sohn, in Deutschland groß geworden, weiß davon ein Lied zu singen. In seiner internationalen Schule, hier in Samoa, Unterrichtssprache Englisch, ist er eigentlich nur mit Samoanern zusammen oder mit Europäern, anderen Jugendlichen aus Europa. Deutsche sind nicht dabei - aber hier sind Dänen, Bulgaren, Polen, Franzosen und Italiener immer noch weit "heimatlicher" als die Australier oder Neuseeländer. Viel leichter im Umgang.

Die Fremde ist ein Reiz - aber auch eine Last. Manches bleibt einem immer fremd, immer. Den Kindern geht es da meist schon besser; die Enkel werden es dann gar nicht anders mehr kennen - die empfinden dann Deutschland als "Fremde".

UNSER TIPP:

Wenn Sie sich mit dem Gedanken an Einwanderung befassen, dann suchen Sie Leute, die das kennen. Im Internet die Deutschen anderswo, auf Auslandsreisen die Deutschen dort.  Probieren Sie mal http://www.auswandern-heute.de - eine sehr interessante Internetseite.

Und - ganz wichtig, und ganz in Ihrer Nähe - reden Sie mal mit Ausländern, die nach Deutschland eingewandert sind. Kollegen und Nachbarn, die Sie gut kennen. Die echten Einwanderungsexperten, glauben Sie es mir.

Ehrlich wahr - als ich Anfang 2002 zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder in Deutschland war, da waren mir die Türken in der Berliner U-Bahn irgendwie viel vertrauter als die Deutschen. Einwanderer-Kollegen eben.

Immer noch wild entschlossen? Okay, dann fragt sich, wohin Sie gehen wollen.

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Thema: Autoelektriker

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