Einwandern in Samoa?

Viele fragen uns, wie sie denn auch nach Samoa einwandern können. Wo man, wie es im STERN stand, nur drei Stunden am Tag arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Nicht ganz verkehrt, aber es gilt auf jeden Fall nicht für Sie. Wenn Sie als Samoaner in Ihrer Großfamilie leben, im Dorf, fern von der Stadt, mit acht bis zehn anderen Familienmitgliedern in einer Hütte ohne Wände, auf einer Strohmatte am Boden schlafen, mit einfachstem Essen zufrieden sind (Kochbananen und Kokosnusscreme, drei Mal am Tag, jeden Tag), nichts besitzen als zwei oder drei Garnituren Kleidung (Unterwäsche, T-Shirt und Tuch um die Hüften), keine Uhr, kein Radio - gar nichts, dann können Sie dies mit etwa drei Stunden Arbeit am Tag beliebig lange so weiter machen. Sie verdienen dabei aber keinen Pfennig Geld und brauchen ja auch keins ...

Das ist, was im STERN mit Lebensunterhalt gemeint war ... Klar, es ist immer warm, man hat ein Dach über dem Kopf, ist nicht hungrig und hat Gesellschaft. Alles kostenlos, nur ein bisschen mithelfen muss man. Vielen Samoanern reicht das; sie kennen es aber auch nicht anders, sind so groß geworden. Vielen anderen reicht es nicht - die gehen in die Stadt und suchen Arbeit. Oder sie versuchen auszuwandern (ja, ja ...), nach Neuseeland meistens, wo fast schon so viele erwachsene Samoaner leben wie in Samoa selbst.

Und erzählen Sie mir nicht, dass das Ihr Traum vom Auswandern ist. Wenn Sie so genügsam sind, dann könnten Sie ein viel weniger einfaches Leben allemal auch in Deutschland verwirklichen - und bräuchten wahrscheinlich nicht einmal eine Stunde am Tag dafür zu arbeiten, Sozialhilfe sei Dank.

Vergessen Sie es, das Leben in der Hütte, ohne Besitz. Wer in Samoa auch nur ansatzweise ein Leben führen will, wie er es aus Deutschland kennt, der muss sein Geld mitbringen oder es sich regelmäßig schicken lassen können oder eine ordentliche Arbeit hier haben.

Letzteres ist nicht einfach, denn auf die sehr wenigen offenen Stellen bewerben sich Hunderte - und Samoaner haben immer Vorrang! Sie bekämen den Job nur, wenn es wirklich und wahrhaftig keinen Samoaner gibt, der das kann, was Sie können. Angesichts der vielen Samoaner im Ausland, die sich dort beruflich gut qualifizieren und gerne zurück kommen, wenn sie denn Arbeit hier finden, gibt es reichlich Konkurrenz für Sie, in fast allen Berufen, vor allem auch denen mit akademischer Ausbildung.

Hoch spezialisierte Handwerker hätten da noch am ehesten eine Chance, aber auch deren Kenntnisse werden meistens nur begrenzte Zeit hier gebraucht, so dass man sie dann auch nur begrenzte Zeit hier leben und arbeiten lässt. Drei Jahre lang war hier beispielsweise ein Team aus dänischen und deutschen Wasserbauern, aber nachdem das Leitungssystem und die Aufbereitungsanlagen nun fertig sind, müssen sie alle wieder weg.

Denn die Samoaner sind da sehr streng und sie müssen es auch sein. Das Land ist klein, kleiner als das Saarland, hat 176.000 Einwohner, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Nur 25.000 Menschen haben überhaupt einen bezahlten Job (Durchschnitt: 2000 Euro im JAHR); die anderen arbeiten ohne Lohn in der Familie (siehe oben). Weniger als 1.500 Leute verdienen mehr als 10.000 Euro im Jahr. Klar, man hat Geldautomaten hier - aber der Höchstbetrag, den Sie da bekommen können, ist 200 Tala, umgerechnet 65 Euro. Für viele Leute hier mehr als ein Wochenlohn.

Sie sind kein Samoaner, leben also nicht in einer samoanischen Familie, könnten das wohl auch gar nicht, um es mal ganz deutlich zu sagen. Also müssen Sie eine Unterkunft mieten, was minimal 300 bis 500 Euro kostet, dazu noch die Lebenshaltungskosten. Ohne Auto brauchen Sie minimal 1000 Euro, mit Auto rund 1500 Euro im Monat. Als Alleinstehender, ohne Familie.

Wenn Sie genug Einnahmen aus Zinsen, Mieten oder ähnlichem haben und sich dies Geld (besser mehr) regelmäßig nach Samoa überweisen lassen können, dann sind sie erstmal fein raus. Denn hier verdienen - siehe oben - können Sie das eigentlich nicht oder nur mit wirklich sehr speziellen Kenntnissen.

Die meisten, ja fast alle Weißen, die hier leben, bringen ihren Job mit, so wie die Wasserbauer. Aber das hält immer nur so lange, wie Ihre Arbeit hier auch gebraucht wird. Üblicherweise ist nach drei Jahren Schluß - die Samoaner wollen normalerweise keine Weißen, die länger bleiben.

Mit einer Samoanerin oder einem Samoaner verheiratet zu sein, reicht da auch nicht, wenn Sie das überlegen sollten. Das schafft Ihnen, anders als anderswo, kein automatisches Aufenthalts- oder gar Arbeitsrecht.

Bleibt nur, sich selbständig zu machen und seinen Job sozusagen selbst zu schaffen. Dazu brauchen Sie einen samoanischen Partner, der auch die Mehrheit im gemeinsamen Unternehmen haben muss. Der könnte auch ein Stück Land kaufen, oder hat schon eins, denn nur in Samoa ansässige Samoaner können hier Land besitzen.

Auf gar keinen Fall sollten Sie sich darauf einlassen, ein Gebäude oder ein Geschäft auf "Familienland" zu errichten. Das ist Land, das einer samoanischen Großfamilie gemeinschaftlich gehört, unter der Bestimmung des Rats der Familienoberhäupter, der Matais. Das kostet Sie zwar meist zunächst nichts, aber wenn Sie dann verdienen, dann nimmt die Familie von Ihnen, was immer geht (und braucht es ja auch). Und eins ist klar - Sie haben dann nichts mehr zu sagen, nur die Matais. Finger weg davon!

Also aussichtslos? Nicht ganz.

Damit Sie einen realistischen Eindruck bekommen: Hier ein Beispiel für ein Unternehmen, das klappen könnte, auf längere Sicht; Diveandflysamoa in Manase auf Savaii. Zwei Deutsche, so um die 30 Jahre alt, haben dort eine Tauchbasis eröffnet und sie besitzen ein Ultraleicht-Wasserflugzeug. Angesiedelt sind sie innerhalb eines kleinen Resorts, das einfache Bungalows an Touristen vermietet. Das ist ihr lokaler Partner.

Warum das klappen kann?

1. Weil die beiden Partner (Tauchbasis und Resort) sich ideal ergänzen, sich gegenseitig wirklich nützen. Die gegenseitige Abhängigkeit begrenzt die Lust, den anderen zu übervorteilen. Das ist vor allem eine Sicherheit für die beiden Deutschen. Sie könnten ja auch in ein anderes Resort gehen ... Die würden sich die Finger lecken, solche Partner aufs Gelände zu bekommen.

2. Weil die beiden Deutschen etwas mitgebracht haben und einsetzen können, was kein Samoaner kann. Tauchen ginge ja vielleicht gerade noch, vielleicht - aber fliegen? Da gibt es niemanden hier, der da mithalten könnte; auch unter den Samoanern im Ausland nicht. Kein Wunder, dass die samoanischen Behörden begeistert waren und diesen beiden Ausländern recht schnell (nur 6 Monate gewartet) eine Aufenthaltserlaubnis gegeben haben und eine Geschäftslizenz.

3. Weil die beiden Deutschen und ihre Ehefrauen wirklich sehr genügsam sind. Sehr. Lesen Sie mal unter http://www.unterwasserwelt.de/html/samoa.html und den dort folgenden Seiten, was einer ihrer Gäste über seinen Aufenthalt dort berichtet. Der war nur drei Wochen dort - die beiden deutschen Pärchen leben da auf Dauer ...

4. Weil sie trotzdem viel investiert haben, die ganze Ausrüstung, das Flugzeug, den Transport in mehreren Containern. Und als Gegenwert für diese gewaltige Investition tatsächlich kaum mehr bekommen haben als ein Leben in der Sonne. Immerhin, aber ...

5. Weil sie bereit sind, sich ganz und total auf Samoa einzulassen, alles nach samoanischen Regeln laufen zu lassen, viel langsamer alles, viel weniger professionell, immer mit unvorhergesehenen Problemen aller Art, vom Stromausfall bis zum Pastor, der in der Gebetsstunde den Lärm verbietet. In Deutschland dürfte man dies oder das - wen interessiert es in Samoa? Da bestimmen die Samoaner und wehe, Sie sind da rechthaberisch oder vorlaut oder meinen, Sie wüssten es besser. Können Sie gleich den Abflug planen, denn Samaoner nehmen ohne Zögern auch den Verlust wirtschaftlicher Vorteile in Kauf, um jemanden loszuwerden, der sich nicht so benimmt, wie es sich in Samoa gehört. Bescheiden und leise nämlich. 

Haben Sie eine ähnliche Idee? Was wirklich Besonderes, das dem Land auch was bringt? Sind bereit, dafür reichlich was einzusetzen, wenig raus zu bekommen (finanziell, ansonsten durchaus Angenehmes) und ein einfaches Leben nach samaonischen Spielregeln zu leben? 

Dann - und nur dann - hat es Sinn, über eine Einwanderung nach Samoa nachzudenken. Sie müssten hier her kommen, einige Monate hier verbringen, um alles wirklich kennen zu lernen und die notwendigen Kontakte zu knüpfen. Und dann sehr genau überlegen ...

Sie sehen, Samoaner ist eine harte Nuss für Einwanderer. Aber überlegen Sie - so ein kleines Land ... Nur jetzt auf den einen STERN-Artikel haben sich bei mir schon mindestens hundert Leute gemeldet, denen ich wahrscheinlich nur sagen müsste "kommt her" und schon wären sie da.

Nein, bei aller Liebe, da muss man einsehen, dass die Samoaner das nicht so einfach erlauben. Ein kleines Land, das seine Eigenart und seine Identität behalten hat und auch weiter behalten will. Schauen Sie mal nach Hawaii oder anderswo - da ist nichts mehr übrig von der einheimischen Kultur.

In Samoa wird das nicht passieren, da sind sich alle Samoaner einig. Und verzichten dafür auch auf viel Geld, das Ausländer gerne hier investieren würden, für große Hotels beispielsweise. Nicht ein einziges davon gibt es hier, kein Hilton, Ramada, was auch immer. 

Und, im Ernst, warum sollten die Samoaner Sie auch so einfach reinlassen, auf Dauer? Nur, weil Sie sich in Deutschland nicht mehr wohlfühlen oder lieber in der Sonne leben möchten ...? Nein, nur wenn Sie jemand sind, der sich anpassen kann, nach samoanischer Art leben UND außerdem noch etwas mitbringt, das diesem Land und seinen Menschen einen Nutzen bringt. Dann würden es sich die Samoaner vielleicht überlegen ...

Sie wären trotzdem bereit und interessiert, sich das anzuschauen und sich auch nach Kräften anzupassen? Nun gut, was könnten Sie dann mitbringen, das dem Land nützt?

1. Geld, Kapital

Immer willkommen und man wäre sicher auch bereit, Sie einen angemessenen Ertrag wieder mitnehmen oder verbrauchen zu lassen. Ob Sie selbst als Person dann auch willkommen wären, hängt eben davon ab, wie "samoanisch" Sie werden können. 

Am Liebsten hat man Kapitalgeber, die im Ausland bleiben, von gelegentlichen Geschäftsreisen hier her mal abgesehen, die hier investieren und für den Ertrag dann hier etwas kaufen, das sie exportieren. Das Geld bleibt dann im Land und der Kapitalgeber bekommt seinen Profit aus den Verkäufen der exportierten Güter im Ausland. Feine Sache.

2. Spezielle Kenntnisse und das eventuell notwendige Investitionskapital

Klar, wie bei den Jungs von der Tauchbasis und dem Flugzeug. Aber die gibt es schon - für ein zweites Geschäft dieser Art reicht der Markt wahrscheinlich kaum aus. Aber vielleicht haben Sie ja eine andere Idee. Denken Sie aber dran, dass die Käufer aus dem Ausland kommen sollten - in Samoa selbst ist nicht viel Kaufkraft.

3. Spezielle Kenntnisse allein

Da müssen Sie etwas können, das einem hier schon tätigen Geschäftsinhaber von Nutzen sein kann. Die sehr aktiven Geschäftszweige hier sind:

- Tourismus
- Baugewerbe
- Transport, Maschineneinsatz

Im Tourismus fehlte es eine Zeit lang an wirklich guten Köchen. Das ist besser geworden, aber gerade hier gilt: "das Bessere ist des Guten Feind" und wenn Sie ein besserer Koch sind als ihr ausländischer Vorgänger, dann mag es klappen. Samoaner sind hier kaum als Köche tätig, weil die eben nicht so richtig wissen können, was den Gästen aus Übersee denn nun wirklich schmeckt. In den japanischen Restaurants in Deutschland mit überwiegend japanischer Kundschaft ist der Koch auch ein Japaner - das könnte wohl kein Deutscher schaffen, die japanische Kundschaft wirklich zufrieden zu stellen ...

Ansonsten gibt es wohl keine Beschäftigung in diesem Bereich. Management und Service sind fest in samoanischer Hand. Sie könnten manches vielleicht besser als biele lokale Arbeitskräfte, aber das reicht nicht, dass Sie den Vorzug bekämen.

Ähnlich sieht es im Baugewerbe aus. Das Ausbildungsniveau einheimischer Bauarbeiter ist nicht sonderlich hoch - aber man muss ihnen einfach den Vorzug geben. Jedenfalls so lange es sich um "normale" Bauten handelt, aus Holz, Stein/Beton oder Stahlkonstruktionen. Vielleicht können Sie wirklich besser schweißen, maurern oder hämmern als Ihr samoanischer Kollege - aber das reicht nicht, damit Sie den Job kriegen und er nach Hause geht. Ist ja auch logisch, oder? Und unterbieten könnten Sie ihn auch nicht, denn billiger als für 1,20 Euro in der Stunde würden Sie ja wohl kaum arbeiten.

Bleiben nur Spezialbauten und spezielle Tätigkeiten. Die kommen so selten vor, dass man dafür dann Spezialisten aus Übersee einfliegt, für begrenzte Zeit.

Im KFZ-Gewerbe und beim Maschineneinsatz sind dagegen immer mal wieder Nischen, in die man gehen könnte. Kennen Sie sich aus mit Schwimmbaggern? Die Hafenbehörde hat gerade einen gekauft und nun haben sie niemanden, der den richtig warten und bedienen kann. Im Moment steht er mal wieder, bis der Ingenieur aus Australien da ist.

Und ein ähnlicher Fall ist es mit der Autoelektrik. Davon dann mehr im nächsten Abschnitt.

Samoa - ein schönes Land, wirklich, und man kann, trotz (oder wegen) aller Einfachheit, hier auch richtig zufrieden leben. Aber - es ist nicht leicht, hier Fuß zu fassen, wirklich nicht. Nur unter ganz besonderen Umständen und mit ganz besonderem Einsatz ist es möglich.

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Thema: Autoelektriker