Wo Einwandern?

Das lässt sich nie theoretisch entscheiden. Auf jeden Fall sollten Sie niemals erwägen, in ein Land zu gehen, das Sie nicht kennen. Aus eigener Erfahrung und eigenem Erleben. Und wenn andere noch so davon schwärmen: ob es was für Sie ist, das können Sie nur selbst erfahren.

Im Grundsatz kommen vor allem Länder in Frage, in denen Ihnen als Fremden, als Neuling, als Einwanderer, möglichst viele Türen offen stehen und möglichst wenig Ablehnung entgegen gebracht wird. Denken Sie an den STERN-Artikel - das sind, interessanterweise, vor allem entweder die Länder, in die eigentlich fast niemand einwandert (so wie Grönland) oder in die andauernd eingewandert wird. Völker, die eigentlich selbst nur aus Einwanderern bestehen (was Sie dann sozusagen schon von Anfang an zum "Einheimischen" macht). Australien und Neuseeland, Kanada, die USA, Paraguay und andere südamerikanische Länder in Grenzen auch noch, sind solche Länder.

Und eigentlich sollten auch nur diese Länder für Sie in Frage kommen, wenn Sie nicht ganz persönliche Gründe haben, die ein anderes Land für Sie in den Vordergrund stellen. So wie für mich Samoa, weil ich eben nun schon zwanzig Jahre mit einer Samaonerin verheiratet bin.

Denn der Neustart ist schwierig genug: eine neue Arbeit, eine neue Umgebung, Fremdheit, Sprache - all dieses. Eine neue Existenz eben, wie man es so schön sagt, ohne dass einem wirklich klar wird, was das bedeutet: eine neue Existenz. Neu existieren lernen ...

Sich da dann auch noch mit einer "ausländerfeindlichen" Nachbarschaft, abweisenden Behörden und ähnlichen Problemen herum schlagen zu müssen, ist nicht empfehlenswert. Deshalb: Gehen Sie irgendwo hin, wo Sie im Grundsatz als Fremder, mindestens als Deutscher, willkommen sind, entweder, weil das dort so selten vorkommt, dass sie interessant "exotisch" sind oder weil man an Einwanderer gewöhnt ist, gar selbst erst vor einiger Zeit eingewandert ist.

Und von jetzt an rede ich auch nur noch von "Einwandern", denn DARUM geht es bei all diesem. Auswandern ist einfach, wirklich. Sie gehen einfach weg, brauchen das erst einmal sogar noch niemandem zu "melden". Erst wenn Sie wissen, ob und wo Sie bleiben werden, wenn Sie also dann eingewandert sind, dann müssen Sie es ein bisschen offizieller machen und sich sozusagen auch als Auswanderer erklären.

Bis dahin sind Sie nämlich nur ein Deutscher mit Wohnsitz im Ausland, was Sie so oft und so lange machen können, wie Sie wollen und in Ihrem neuen Land dürfen. Ich bin es auch - ein in Samoa lebender Deutscher. Mit Daueraufenthalt. Bin ich deshalb schon ein Auswanderer? Irgendwie schon, denn ich will ja hier bleiben. Anderseits habe ich es nie irgendwo bekannt gegeben, mich gerade mal bei der Gemeinde abgemeldet. Ich habe meinen neuen deutschen Pass gerade bekommen, von der Botschaft in Neuseeland, habe bei der letzten Bundestagswahl Brief gewählt - all so etwas.

Irgendwann werde ich vielleicht tatsächlich mal Samoaner, Pass mäßig, meine ich. Vielleicht ja, wahrscheinlich eher nicht (weil ich dann andauernd ein Visum bräuchte). Wirklich wichtig finde ich das allerdings nicht - so lange mich die Samoaner mit meinem deutschen Pass akzeptieren. Den deutschen Behörden ist es völlig egal, wo ich lebe und wie lange schon.

Früher war das anders, musste es anders sein. Da bewarb man sich um die Einwanderung anderswo, wurde angenommen, löste seinen Hausstand auf, packte alles, was ging, in Kisten und begab sich auf ein Schiff, das einen dann in die neue Heimat brachte. Ohne Rückfahrkarte, versteht sich.

So kann man es heute auch noch machen, ganz offiziell. Aber man muss nicht. Man kann auch seine Wohnung auflösen (oder untervermieten), seine Sachen irgendwo unterstellen, sich ein Jahresticket kaufen, ins Land seiner engeren Wahl fliegen, sich dort umschauen, Kontakte knüpfen, Arbeitsmöglichkeiten erkunden, gar bereits einen Arbeitsplatz sicher haben. Dann mit den dortigen Behörden reden, ob man den annehmen darf, was der neue Arbeitgeber oder zukünftige einheimische Geschäftspartner dann voran treiben wird. Und dann bekommt man eine befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, meist für ein oder zwei Jahre.

Die nutzt man, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen, das Land und man selber. Und spätestens nach Ablauf dieser Zeit weiß man dann auch, ob man sich ewig binden möchte, sowohl die Behörden dort wissen es und Sie selbst auch. Dann die eigenen Sachen nachholen (wenn überhaupt), sich bei den deutschen Stellen offiziell abmelden, falls überhaupt erforderlich. Und dann ist man auch ausgewandert, nachdem man vorher schrittweise eingewandert ist.

Heutzutage geht das, wo selbst das fernste Land bestenfalls ein paar Flugstunden entfernt ist und nicht Wochen auf See. Und man eben auch in ein paar Stunden immer wieder zurück in Deutschland sein kann, wenn es denn sein soll.

Das hat wirklich viel Ähnlichkeit mit Partnerbeziehungen, wo es ja auch erst einmal um Kennenlernen geht, um Vertrautheit und Vertrauen. Früher war der Schritt in die Ehe mit vielen Ungewissheiten verbunden, musste per "Heiratsantrag" begonnen werden, so wie bei der Auswanderung nach altem Stil, nur dass man seinem zukünftigen Schwigervater und nicht der Botschaft des Landes seine Qualifikation und seinen guten Charakter unter Beweis stellen musste. Weil das eben im Grundsatz ein Schritt ins ganz Ungewisse war, ohne Auflösungsoption.

Das ist in Beziehungen nicht mehr so und auch beim Leben im Ausland nicht, wenn ich es mal wirklich ganz vom Aus- und sogar noch vom Einwandern trenne. Das geht heute auch auf Probe und je besser man sich kennt und mag und miteinander auskommt, desto offizieller und verbindlicher wird es dann.

Beides hat seine Vor- und Nachteile. Früher musste man sich zusammen raufen, wie auch immer, weil man eben nun verbunden war und fertig. Heute kann man leichter zurück - Scheidungs- und Rückkehrerquoten beweisen es.

Ich denke aber, dass die Freiheit, sich schrittweise ans Auswandern zu machen, der bessere Weg ist. Man lernt sich kennen, man prüft, ob es geht, bevor man Brücken abbricht, die hinterher gar nicht mehr zu reparieren sind. Und eins ist sowieso klar (und anders als in Partnerbeziehungen) - nach spätestens zehn Jahren im Ausland kann man sich kaum noch wieder in Deutschland eingewöhnen, oft schon nach viel kürzerer Zeit nicht mehr. Dann geht man eher noch in ein drittes Land, versucht dort sein Glück.

Und Samoa? Davon mehr im nächsten Abschnitt.

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