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Deutsche(s) in Samoa

damals: Kolonialherren - Kolonialwaren - Kolonialkinder 1
heute: Als Deutscher in Samoa - Was ist geblieben? - Kolonialkinder 2

Traditionell kannten die Samoaner keinen Handel, keine Märkte, kein Geld. Alles, was man brauchte und auch nur haben konnte, gab es überall in gleicher Weise, konnte überall gefunden oder hergestellt werden. Man teilte miteinander, der eine seine frisch gefangenen Fische, der andere die gesammelten Kokosnüsse, so daß beide Fisch mit Kokosnusscreme essen konnten.

Der Tauschhandel weißer Besucher - Essen gegen Messer und Glasperlen - war den Samoanern nur insofern einsichtig, als sie dies für den Austausch von Geschenken hielten. Der Gast wurde verpflegt, auch in überreichem Maße, er zeigte seinen Respekt durch Gaben anderer Art.

Eine wertmäßige Aufrechnung lernten die Samoaner erst später kennen, mit der Gründung von Handelsstationen durch europäische und amerikanische Händler. Ähnlich war es mit der Lohnarbeit - man half einem weißen Pflanzer auf seiner Plantage und erhielt als Geschenk dieses höflichen Menschen ein Messer oder andere mehr oder weniger nützliche Dinge. Die Matai natürlich - sie schickten die Arbeiter, sie bekamen das Geschenk.

Bei den Handelsstationen gab es sogar etwas ganz besonders Erfreuliches - nämlich Kredit. Man erhielt sein Messer jetzt und mußte nur versprechen, dafür dann später eine bestimmte Menge Kokosnüsse abzuliefern. Sehr praktisch, das Ganze.

Weiße Siedler kamen auch, erwarben Land gegen Gegenstände, gerne auch Gewehre und Munition. Land hatte man genug, Gewehre waren sehr hilfreich bei der Jagd und bei Streitgkeiten mit den Nachbarn. Die wollten sich auch gerne bewaffnen, fein, also gaben sie auch ein bißchen Land. Und im Handumdrehen hatte der Pflanzer eine ansehnliche Plantage beisammen.

Bevor die Samoaner merkten, worauf sie sich da wirklich eingelassen hatten, war es schon zu spät. Sie standen hoffnungslos "in der Kreide" bei den Händlern, die sich damit auch Wohlverhalten und weitere Geschäfte sicherten. "Kundenbindung" sozusagen.

Sicherheitshalber hatten die Händler auch schon ein paar Kriegsschiffe zu Besuch nach Samoa eingeladen. Und wenn ein Dorf den Handel eigenmächtig rückgängig machen wollte, dann flogen die Kanonenkugeln. Sehr lehrreich. Ein paar Exempel dieser Art genügten vollkommen.

Zunächst waren es vor allem britische und amerikanische Händler, die sich in Samoa niederließen. 1857 gründete der chilenische Agent des Hamburger Handelshauses "Johann Caesar Godeffroy und Sohn" jedoch eine erste Niederlassung seiner Firma in Sogi bei Apia. Das Land dafür mußte er sich beim amerikanischen Konsul kaufen.

Godeffroy ging es um Kokosnüsse. Damals wurde deren Fruchtfleisch vor Ort ausgepresst, mehr oder weniger ergiebig, je nach vorhandener Ölpresse, und dann in Fässern verschifft. Wenig lohnend im Handel mit Europa, bei der gewaltigen Entfernung.

Theodor Weber, der spätere Vertreter des Hauses Godeffroy. führte jedoch eine Neuerung ein, die sich von Samoa aus dann schnell über die ganze Welt verbreiten sollte und den Handel mit Kokosnussprodukten revolutionieren. Er ließ das Fruchtfleisch in der Sonne oder auf großen Blechen über offenem Feuer trocken, verschiffte diese trockene Kopra dann in Säcken nach Europa. Haltbarer und bei der industriellen Pressung dann sogar immer noch ergiebiger in der Ölausbeute als die lokale Ölproduktion.

Palmin und Biskin, reines gehärtetes Kokosfett, sind zwei der damaligen Handelsmarken, die es auch heute noch in Deutschland gibt. Margarine kam dazu, auch kosmetische Produkte.

Vermischte man das Kokosöl mit Zucker, Sahne und Kakao, einem weiteren tropischen Plantagenprodukt, hatte man Schokolade, zuvor nur der Name für ein heißes Getränk. Ein weiterer Schlager unter den Kolonialwaren.

Kakao wird aus den Kernen einer etwa doppelt apfelgroßen, länglichen Frucht gewonnen, Das süße Fruchtfleisch (sehr lecker!) um die Kerne bleibt ungenutzt. Die Kerne werden, wie die Kopra, getrocknet oder geröstet und dann in Säcken verschifft.

Ein lukratives Geschäft für Godeffroy und Sohn, die allerdings trotzdem 1870 in Konkurs gingen. Nachfolger war die "Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft" (DHPG), die sich durch geschickte Geschäftspolitik innerhalb kurzer Zeit eine beherrschende Stellung in Samoa sicherte. In ihrer Blütezeit kontrollierte sie fast die Hälfte der Anbaufläche des Landes, durch eigenen Plantagenbesitz, vor allem aber durch Verpfändung der Erträge durch die samoanischen Matai.

Was bekamen die Samoaner? Metallgegenstände, wie Messer, Hacken und Schaufeln. Sehr begehrt. Und weil die Missionare ja nicht nur die Bibel, sondern auch ihre Moralvorstellungen mitgebracht hatten, genügte nun auf einmal der traditionelle Bastrock nicht mehr. Stoffe, Nähzeug, Schnallen und Knöpfe wurden gebraucht. Da es in Samoa keine zur Textilherstellung geeigneten Fasern gab, mußte all' dies importiert und im Laden gekauft werden. Sehr erfreulich für die Händler.

Durch die vielen Schulden schließlich waren viele Dörfer und Familien an die DHPG und damit an deutsche Interessen gebunden. Nun galt es, diese auch gegenüber den Konkurrenten aus England und Amerika zu verteidigen.

Zwar hielten die Weißen in Samoa eigentlich gut zusammen, verwalteten Apia gemeinsam als Niederlassung, hatten Schiedskommissionen und eine eigene Gerichtsbarkeit. Mußten sie auch, zusammen halten, denn sie waren nur ein kleines Häufchen, um die 450 Leute - gegenüber rund 30.000 Samoanern. Die Amerikaner hatten sich schon zuvor, 1878, in einem Vertrag mit den Matai in Tutuila, den Hafen von Pago-Pago als Marinebasis gesichert.

Die immer wieder vor den samoanischen Küsten erscheinenden Kriegsschiffe schossen daher nach zwei Seiten - einmal auf die Samoaner, zum anderen auf einander. Das Hin und Her endete schließlich mit der Teilung Samoas und die Etablierung der deutschen Kolonialherrschaft auf den westlichen Inseln.

Damit war die Machtposition der DHPG endgültig gesichert. Zwar wurden, von in Samoa ansässigen Deutschen, noch weitere Handelshäuser gegründet, doch erreichten sie nie auch nur annähernd die Größe und Bedeutung der "Firma", wie man die DHPG allgemein und der Einfachheit halber nannte.

Die deutsche Kolonialverwaltung pflegte engste Kontakte zur DHPG, entmutigte auch systematisch die Versuche deutscher Kleinsiedler, in Samoa Fuß zu fassen. Politisches Ziel war, erklärtermaßen, eine großflächige Plantagenwirtschaft, gar im Monopol der DHPG.

Dazu kam es jedoch nicht, da bei Übernahme der Herrschaft über Deutsch-Samoa durch Neuseeland im Jahre 1914 der gesamte deutsche Plantagenbesitz annektiert wurde und die Tätigkeit der Handelshäuser beendet. Die in Samoa ansässigen Deutschen wurden 1917 nach Neuseeland deportiert und dort interniert. Die Präsenz Deutschlands in Samoa war damit auch im Handelsbereich vollständig beendet, wurde erst nach der Wieder-Unabhängigkeit des Landes 1962 neu belebt.

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