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Deutsche(s) in Samoa

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heute: Als Deutscher in Samoa - Was ist geblieben? - Kolonialkinder2

Was ist geblieben von der deutschen Kolonialzeit? Auf den ersten Blick praktisch gar nichts, abgesehen von einigen wenigen Gebäuden in Apia und einigen Brücken in der Umgebung.

Hat man etwas mit Grundstücksangelegenheiten zu tun, sieht das Grundbuch ein, fällt einem auf, daß vielfach die Maßangaben noch in Metern sind, in Morgen und Hektar, obwohl sonst in Samoa die englischen Maßeinheiten üblich sind, foot, perch und acre. Je nach Datum der Vermessung sind im Kataster beide Systeme vorhanden.

Das war aber auch schon alles Sichtbare aus der deutschen Zeit. Auch in der Sprache und im Brauchtum ist kaum etwas übrig geblieben - höchstens das samoanische Wort "falata" für einen - "Verräter". Klingt eher so, als wäre es dem Deutschen entlehnt als dem englischen "traitor".

Sieht man genauer hin, erkennt man allerdings, daß es eine ganz wesentliche Hinterlassenschaft aus deutscher Kolonialzeit gibt, die den Samoanern insgesamt durchaus Vorteile gebracht hat und immer noch bringt.

Die Rede ist vom ehemaligen Plantagenland, dem der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft sowie der wenigen Einzelsiedler, die es seinerzeit gab. Nach Übernahme der Verwaltung durch die Neuseeländer wurden diese Flächen nicht den früheren samonanischen Familien und Dörfern zurück gegeben, sondern insgesamt in neuseeländische Verwaltung übermommen. Nicht, daß die Neuseeländer eigentlich ein Interesse an Plantagenland hatten - es gab genug freies Land in Neuseeland selbst. Aber da die Plantagen nun einmal da waren, auch in ordentlichem Zustand und durchaus einträglich, konnte man die Erlöse für die Finanzierung der neuseeländischen Verwaltung verwenden, gemeinsam mit der ebenfalls beibehaltenen Kopfsteuer.

Samoa kostete den neuseeländischen Steuerzahler also nicht viel und das war innenpolitisch höchst willkommen, weil es ja eigentlich auch keinen Nutzen für Neuseeland brachte, diese überseeische Kolonie zu haben. Letzteres war allerdings auch der Grund dafür, daß Neuseeland nichts investierte in Samoa.

Alles blieb im Prinzip so, wie es bei Abzug der Deutschen gewesen war. Man kümmerte sich ansonsten um eine Basis-Gesundheitsversorgung sowie eine allgemeine Schulbildung für die Kinder. Die besten Absolventen der Schulen bekamen Stipendien für weitere Studien in Neuseeland, gar England, wurden die Führungselite des wieder unabhängigen Samoa.

Und die neue samoanische Regierung gab ebenfalls das ehemals deutsche Plantagenland nicht den Familien und Dörfern zurück, was durchaus nicht immer positiv gesehen wurde, vor allem nicht von den Betroffenen. Aber auch die neue samaonische Regierung mußte sich finanzieren, brauchte Einnahmen. Und in einem Land, wo mehr als 90 Prozent der Arbeitskräfte in den Dörfern auf dem Land der Familien arbeiteten, ohne Lohn, war nicht viel an Steuern zu erheben.

Man behielt also zunächst weiter die Kopfsteuer und nutzte die Erträge aus den Plantagen. Geichzeitig wurde damit begonnen, eine eigenständige samoanische Wirtschaft in Gang zu bringen. Zunächst in Form von reinen Staatsbetrieben, dann als Kooperationen mit ausländischen Investoren, heute zumeist alles privatisiert. Das Land zur Ansiedlung dieser Unternehmen hatte man ja - das ehemalige Plantagenland, oft in unmittelbarer Umgebung Apias.

Ohne diese Hinterlassenschaft aus deutscher Zeit wäre die wirtschaftliche Entwicklung Samoas ungleich schwieriger gewesen. Der Flughafen, alle Industriebetriebe, der Apia SportsPark mit dem großen Rugby- und Leichtathletikstadion - alles steht auf ehemals deutschem Plantagenland.

Und die Flächen, die man nicht dafür brauchte, wurden nach und nach als Bauland erschlossen, parzelliert und an private Grundeigentümer verkauft, womit man einer ständig wachsenden Nachfrage nach "Freehold Land" entgegen kommt, Grundbesitz ohne Verpflichtungen gegenüber Dorf und Familie. Der sich entwickelnde samoanische Mittelstand sieht durchaus auch die Vorteile des "eigenen Herds", der einem dann auch "Goldes wert" ist. Weitere willkommene Einnahmen für die Staatskasse.

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