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Deutsche(s) in Samoa - Samoaner im Ausland

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Es ist ausgesprochen interessant, Samoaner im Ausland zu erleben, gemeinsam mit Samoanern beispielsweise nach Neuseeland zu reisen, dort Verwandte zu besuchen. Drei Wochen ist man dann dort, trifft nur andere Samoaner, spricht Samoanisch, geht in den samoanischen Gottesdienst bei einem samoanischen Pastor. Außer gelegentlich beim Einkaufen trifft man keinen Pakeha, einen weißen Neuseeländer, allenfalls mal einen Maori. Samoaner wohnen dicht beieinander, selbst die Schulkinder haben keine weißen Freunde oder Spielkameraden, obwohl sie mit denen zusammen im Unterricht sind. Wenn man wieder zurück kommt nach Samoa, war man zwar in Neuseeland. Aber eigentlich nicht wirklich, ganz und gar nicht.

Stimmt einen sehr nachdenklich, als Deutschen, wenn man so aus der Ferne über das Internet die wieder beginnende Diskussion in Deutschland über Ausländer und ihre Integration betrachtet. Man beginnt zu verstehen, was man als Deutscher den ausländischen Mitbürgern abverlangt, wenn man sich hinstellt und von der deutschen "Leitkultur" spricht. Ein mörderischer Druck kann das manchmal sein. Weil die eigene Kultur für viele Ausländer wirklich die Essenz des eigenen Seins ist und ihre Aufgabe eine Art von "Selbst"-Mord wäre.

Ich verstehe das viel eher, hier in Samoa, weil, ja weil die Samoaner es ähnlich sehen. Wollte ich wirklich dazu gehören, hier in Samoa, müßte ich aufgeben:

- meine deutsche Sprache, ersatzweise die englische, die mir hier eher wie ein deutscher Dialekt vorkommt, weil sie so ähnlich ist in den Begriffen und der dahinter stehenden Denkweise. Samoanisch ist völlig anders.

- mein Privatleben, denn das ist "Fia Palagi", mehr für sich und von sich bedeckt halten zu wollen als das, was man im Englischen die "private parts" nennt, die Geschlechtsteile. Jede eigene Handlung ist der Aufsicht, der Kontrolle und dem Urteil der Familie unterworfen. Jeder liest jeden Brief, kommentiert, was man selbst schreibt. Kein Photo, kein Buch - nichts, was nicht "geteilt" würde.

- meine Autonomie, denn die würde der Bestimmung des Matai unterstehen. Und würde ich selbst Matai, dann mindestens der Aufsicht der älteren Matais, also meines Schwiegervaters und seiner Schwester. Und der des Fono, des Dorfrates, der mir und meiner Familie die Haartracht vorschreiben können, den Ablauf des Tages gar. Und beliebig bestimmen können, wieviel Geld ich am nächsten Sonntag in die Kollekte zu legen habe.

Bei aller Liebe zu Samoa und allem Respekt für den Faa Samoa - das würde ich nicht tun. Und deshalb achte und respektiere ich auch das Entsetzen manchen Ausländers in Deutschland, der deutschen "Leitkultur" zu opfern, was ihm wichtig, fast "heilig" ist. Denn so, wie ich als Deutscher meine Sprache, vor allem aber mein Bedürfnis nach Privatheit und Selbstbestimmung als ureigenstes Gefühl meiner Selbst empfinde, so hat der ausländische Mitbürger eben auch seine ureigensten Werte, die ich ihm wohl auch lassen muß. Selbst wenn ich sie nicht teile, vielleicht nicht einmal verstehe.

Respekt voreinander ist hier der einzige Weg, niedergelegt auch in Regeln und Gesetzen, am besten sogar gemeinsam erarbeitet. Und die sind dann die wirkliche "Leitkultur", an der sich alle zu orientieren haben. Gibt es eigentlich schon, so etwas - in der Erklärung der Menschenrechte, auch im deutschen Grundgesetz. Man muß sich nur daran halten. Auch alle Deutschen, versteht sich. Vielleicht sollten da dann auch "Integrationskurse" veranstaltet werden, für manche Deutsche. Damit auch sie lernen, daß Fremdenhaß und Überheblichkeit nicht Teil der deutschen Kultur sind. Oder?

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